Tanztherapie

oder dürfen nur Tiere laut schnaufen?

Die Tanztherapie hat ihre Wurzeln im Ausdruckstanz der 1920er Jahre. Die Ausdruckstänzer wollten sich aus dem Korsett der klassischen Formen befreien, die sie immer mehr krank und eng denkend machten. Genau darum geht es heute in der Tanztherapie: das, was man nicht in Worte fassen kann, körperlich auszudrücken – sich selbst zu verstärken.

Von mir weiß ich, dass ich mich schon gesund getanzt habe - dass die Tanztherapie mir zu mehr Kontaktfähigkeit verholfen hat. Ich weiß auch, dass das körperliche Formulieren von meinen eigenen Ängsten mir beim Überwinden von sozialen Hemmungen geholfen hat – sowie das Akzeptieren meiner Verletzbarkeit – im physischen, wie im psychischen Sinne. Ich lernte, dass das Streben nach Lebendigkeit und Fülle nur über das Annehmen meiner dunklen und traurigen Seiten geht. Heute liebe ich es, genau diese im Tanz auszudrücken.

Die körperliche Bewegung setzt neben dem Wahrnehmen von Tönen und Klängen zugleich eine seelische Bewegung in Gang, die zur Verarbeitung von Gefühlen genutzt wird, die im Körper gespeichert sind. Unser Körper hat sein eigenes Gedächtnis. Er gibt uns Signale in unangenehmen Situationen, wird unbeweglich bei Ängsten und Verspannungen, nimmt uns nicht selten die Lust aktiv zu sein. All dem begegnen wir in der Tanztherapie. Dem Körper in der Tiefe zuzuhören, um seine Nachrichten deuten zu lernen und ernst nehmen zu können, ist ein großartiger Schritt zu mehr Lebendigkeit. Außerdem richtet sich der Tanz immer an die gesunde Seite im Menschen, die im noch so leidvollen oder kranken Menschen, vorhanden ist. Es ist die Ur-freude, die im Tanz gelebt wird – die vielleicht intensivste Form des Spürens und Wahrnehmens.

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„In die Bewegung zurück zu kommen“ – raus aus der Erstarrung. Das sind wichtige Faktoren, um in vielen Bereichen (Arbeit, Sozialkompetenz) etwas zukünftig zu verändern. Veränderungen erfordern Mut, Antrieb und Bewegung. Der Körper kann uns dort ein gutes Vorbild sein – er darf das neu erlernte Verhalten, aktiv umsetzen. Wörtlich: einen Schritt nach vorne gehen zu können. Bewegungselemente mit Handlungen und Gefühlen zu verbinden, das kann ein Anfang sein, sich seinen Geschichten und Ängsten zu stellen – Vertrauen aufzubauen, welches verloren gegangen ist, Kreativität in Körper-Bildhaftigkeit darzustellen und der Resonanz im Inneren zu horchen. Einen achtsamen, freundlichen Dialog mit sich selbst zu führen, sich in die Antworten hineinzutanzen – und während dieser tief und bewusst wahrgenommen Bewegung ahnen wir vielleicht zum ersten - mal, oder besten falls immer wieder, dass wir sind und wer wir sind.